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Die Schleppjagd (Presseartikel)
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              Der Sport mit dem 3Klang  MENSCH - TIER - UMWELT

                     von Frau Inga Krugmann-Randolf

Das Jagdreiten hinter Hunden ist ein Sport von eigener Faszination, denn der Mensch muß sich dazu des Vertrauens und der Bereitschaft zum Mitmachen von Pferden und Hunden versichern. Diese Partnerschaft gibt dem Reiter besondere Erlebnistiefe und emotionale Befriedigung. Mehr als jeder andere Sport und jede andere Form der Reiterei ist die Schleppjagd natur- und kreaturverbunden, weil Reiter, Pferde und Hunde nach bestimmten unfallverhütenden Regeln in schnellem Galopp in der freien Natur Hindernisse und Geländeschwierigkeiten überwinden. Alle drei sind dabei aufeinander angewiesen. So erfordert die Schleppjagd von Hunden, Pferden und Reitern eine besondere sportliche Leistung.

Das couragierte Vorwärtsgaloppieren bei der "Jagd in rot" läßt die Herzen höher schlagen. Nicht nur die Reiter, sondern auch die Zuschauer genießen die farbenfrohen Bilder der Rotröcke, der jagdeifrigen Hunde, der dampfenden Pferde vor dem Hintergrund von Wiesen und Wäldern. Es sind Bilder von Kraft, Dynamik, Tempo, Wagnis, Geschicklichkeit, von Leistung und Lebenslust. Die Jagdreiterei, die sich aus der einst lebensnotwendigen Nahrungssicherung des Menschen entwickelte, ist in der heutigen Form ein Beispiel für ein natürliches Zusammenspiel von Mensch, Tier und Umwelt. Hier geht es nicht darum andere zu besiegen. Jagdreiter sind gesellige Individualisten. Es verbindet sie die "amour a la chasse" zu einer fröhlichen Gemeinschaft.


Angehörige aller Berufe und jeglichen Alters finden sich unter den Jagdreitern - von Kindern auf Ponys über Leute in den besten Jahren bis zu "älteren Semestern". Für Erwachsene, die ohnehin meist unter Bewegungsarmut leiden, ist der Reitsport in seiner physischen und psychischen Wirkung ein gutes Kontrastprogramm zum Arbeitsalltag. Gerade für Kinder und Jugendliche auf der Suche nach einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung haben Pferde starke Anziehungskraft: einem Lebewesen  so hautnah zu sein, eventuelle Scheu vor seiner Größe und Kraft zu überwinden, es zu lenken gibt Selbstvertrauen. Jugendliche lernen dabei, ihre eigenen Fähigkeiten zu entwickeln sowie im Umgang mit den Pferden und den Reiterkameraden klar zu kommen.

Jagdreiten fördert somit nicht nur die körperliche Geschmeidigkeit, es hat auch hohen erzieherischen Wert in  der Charakterbildung. Hier heißt es, in schnellem Tempo zu denken und zu handeln. Die Fähigkeit, in schwierigen Situationen schnelle Entscheidungen zu treffen, wird geschult. Mut, Umsicht, und Rücksicht werden verlangt, um andere Reiter, Pferde und Hunde nicht zu gefährden. Fairness gegenüber den Tieren, den Mitreitern und der Natur ist oberstes Gebot.

Die Jagdreiter bemühen sich um verantwortungsbewußtes Verhalten in der Natur und um Ausgleich mit den Interessen der Landwirte, Jäger, Spaziergänger, Radfahrer und Naturschutzbehörden.


Der Jagd- und Beutetrieb ist ein Ur-Instinkt der Hunde. Eine Schleppjagd entspricht also dem natürlichen Bedürfnis der Hunde, nur dass am Ende nicht das erjagte Wild die Beute ist, sondern ein Rinderpansen. Auch das Leben in der Meutegemeinschaft ist artgerecht. Es entspricht - anders als die Einzelhaltung in Etagenwohnungen - der Natur der Hunde, in Rudeln zu leben.

Beim Meutehund kommt es auf gute Nase, Geläut, Ausdauer und verträglichen Charakter an. Eine gute Meute, bei der Jagdeifer und Leistungsbereitschaft der Hunde zusammen mit Disziplin und Bindung an den Master eine kraftvolle Harmonie ergeben, ist das Ergebnis von wohlüberlegter Zucht, gesunder Aufzucht, kenntnisreicher Ausbildung und von fachmännischem Training rund um das Jahr. Die Junghunde werden alljährlich Anfang Juli in Haus Schwarzenstein bei Wesel am Niederrhein von einem deutsch-englischen Richter-Kollegium hinsichtlich Gebäude und Temperament im Vorführring beurteilt.

Erfahrungsgemäß - Förster und Jagdpächter können das bestätigen - wird das Wild durch das Training und die Jagdausübung einer disziplinierten, gut im Gehorsam stehenden, wildsauberen Meute nicht wesentlich beunruhigt.


Pferden, die durch Galoppieren und Springen in der Gruppe allmählich auf das Jagdgeschehen vorbereitet worden sind, verlieren meist ihre anfängliche Nervosität. In der Natur leben die Pferde in Herden. Das freie Galoppieren im Jagdfeld entspricht ihrem Naturtrieb; routinierte, gut trainierte Jagdpferde lieben es. Wo natürliche Jagdhindernisse - Koppelricks, Gräben, Hecken, Zaungatter - nicht vorkommen, sollten sie nicht künstlich ausgetüfelt, sondern möglichst naturnah gebaut werden.


Schleppjagd ist die Jagd zu Pferde hinter einer Hundemeute auf einer künstlich gelegten Spur über natürliche und speziell gebaute Hindernisse. Es wird also lebendes Wild nicht gehetzt. Schleppjagd heißt es deshalb, weil die Duftspur für die Hunde früher von einem Reiter mit einem an einem Seil nachgeschleppten Schwamm o.ä. gelegt wurde; heute tropft die Schleppflüssigkeit (stark verdünnte Fuchslosung, Anis oder Heringslage) aus einem am Sattel befestigten Kanister. Manche Meute sind auch trainiert, nur der Fährte eines bestimmten Pferdes zu folgen. Der Schlepper (Spurleger) wird von einem ortskundigen Reiter auf der vorher festgelegten Jagdstrecke begleitet. Unter Leitung des Master of Hounds und des Huntsman halten Piköre (erkennbar an Hetzpeitschen, mit denen aber nur in Ausnahmefällen die Hunde verwarnt werden) die Meute zusammen. Unter Führung des örtlichen Jagdherrn folgen die Jagdfelder von je 20 bis 40 Reitern, in denen Feldmaster/Feldführer und Feldpiköre auf einen möglichst geordneten Ablauf achten. Kinder, ältere Reiter oder Reiter mit jungen, noch unerfahrenen Pferden sammeln sich in einem nichtspringenden Feld. Die Jagdstrecke ist eingeteilt in einzelne Runs oder Schleppen; die Länge der gesamten Jagdstrecke beträgt 10 bis 15 km und richtet sich nach Witterung und Trainingszustand von Hunden und Pferden. Eine Jagdmeute besteht aus etwa 10 bis 30 Koppeln (eine Koppel = zwei Hunde). Es werden hauptsächlich Parforcebracken der Rassen englische Foxhounds, Beagles und französische Hirschhunde eingesetzt.

Beim Halali am Ende der Jagd erhalten die Reiter einen Bruch (einen Zweig von der Eiche oder nach dem Hubertustag am 3. November einen Tannenzweig). Die Hunde werden mit der Curee (Beute) belohnt. Die Rinderpansen werden von der Meute mit knurrender Gier verschlungen. Zum Dank an die Hunde ziehen die Reiter die Kappen. Der Hörnerklang der Jagdhornbläser untermalt das Geschehen musikalisch mit Jagdsignalen.

Ein gelungener Jagdtag, an dessen Ende Reiter, Pferde und Hunde müde, aber glücklich ob der erbrachten Leistung und erlebten Lust heimwärts ziehen, ist ein Gesamtkunstwerk aus dem Mitwirken vieler Beteiligter. 
 



                                   


 
 




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